15. November 1848: Militärpatrouillen ziehen durch die Straßen Berlins. Die Bürger werden unter Trommelwirbel
aufgefordert, alle Waffen abzugeben. Auch bei dieser Aktion zeigt General von Wrangel wieder taktisches Geschick. Er
schickt die Patrouillen zuerst in Viertel, in denen der geringste Widerstand zu erwarten ist. Mit jedem durchsuchten
Straßenzug sinken die Chancen der restlichen Bezirke, einen erfolgreichen Aufstand gegen das Militär wagen zu können.
Am Ende der Aktion steht die Entwaffnung der Maschinenbauarbeiter vom Oranienburger Tor.
Insgesamt werden ca. zwanzigtausend Gewehre eingesammelt. Nach dem Auflösungsdekret vom 11. November ist die Bürgerwehr nun auch faktisch nicht mehr in der Lage, bewaffneten Widerstand zu leisten. Auch bei diesem letzten Akt in der Geschichte der Bürgergarde werden wieder Witze über den "passiven Widerstand" gemacht:
Schmiedemeister Ambos: Ick sage zu meine Karline: "Karline," sag´ ick, "noch eenmal rede von
Jewehr-Abgeben, sag´ ick, det duh noch eenmal, denn biste bei´n lieben Jott! - Wie ick det jesagt habe, trummeln
se vor meine Dhüre. - Meine Karline kennt mir; sie weeß, det ick schrecklich bin, wenn ick anfange. "Aujust!"
schreit sie, stülpt mir den Bieber uf, un schupst mir aus de Dhüre. - Wie ick wieder komme, is meine Waffe un de Munnetion
weg. - Ick wüthete furchtbar! - Aber meine Karline sagt: "Aujust: - Passiv!" - Det beruhigte mir majisch. -
Klauding, ´ne Weiße un´n kleenen Kimmel! -
Der Geist eines gefallenen Märzkämpfers fragt einen Bürgerwehrsmann nach den Errungenschaften der Revolution. Dieser
verweist zutiefst erschrocken auf "Rauchfreiheit" und "Nationaleigenthum". Die revolutionäre Aktion,
mit der das Palais des verhaßten Prinzen Wilhelm von Preußen zum nationalen Eigentum erklärt werden sollte, hat jedoch
auch keinen Bestand. Von der Aufzählung der revolutionären Errungenschaften bleibt so strenggenommen eigentlich nur noch
die Freiheit übrig, auf öffentlichen Straßen und Plätzen zu rauchen.
Dieses bittere Fazit ist charakteristisch für die Schocksituation, in der sich viele Berliner nach der Verhängung des
Belagerungszustandes durch General Wrangel befinden. Aus einer größeren Perspektive werden dagegen auch die
Kontinuitäten im Bereich Verfassung und Parlament zu betonen sein - wenngleich diese Ergebnisse der Revolution auch
nicht den Hoffnungen und Erwartungen vieler Märzkämpfer entsprechen.
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